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Wie offen sollen unsere Grenzen sein?

Auf der Suche nach einer Ethik der Migration
Weltweit befinden sich Millionen Menschen auf der Flucht vor Verfolgung oder auf der Suche nach einem besseren Leben. Wir alle kennen die unerträglichen Bilder und Berichte über die Zustände im Mittelmeer und anderswo. Ist es angesichts derer legitim, Grenzen zu schließen? Oder lautet die einzig humane Antwort auf diese Fragen, dass eine Lösung nur in offenen Grenzen bestehen kann?

Miltiadis Oulios Foto1 by Herby Sachs
Bildrechte: Herby Sachs

Miltiadis Oulios arbeitet als freier Autor u.a. für den WDR und das Deutschlandradio. Er ist Autor des Buches „Blackbox Abschiebung. Geschichte, Theorie und Praxis der deutschen Migrationspolitik“ (Suhrkamp 2015). Er wendet sich gegen das falsche Versprechen der Abschiedskultur und problematisiert, dass neben der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen in Deutschland die Abschiebung all jener, denen kein Asylschutz zugesprochen wird, die politische Agenda beherrscht. Kontroversen sind vorprogrammiert: Wer soll bleiben dürfen, wer muss unbedingt gehen? Und wie ist das alles zu schaffen? Ähnlich wie bei der zunehmenden Abschottung der europäischen Grenzen mache die Politik auch hier falsche Versprechen. Oulios plädiert dafür, die Aneignung des Rechts auf Bewegungsfreiheit durch die Geflüchteten selbst ernst zu nehmen und sie zum Ausgangspunkt einer neuen, kosmopolitischen Politik werden zu lassen.

Foto KonradOtt_Nov2016
Bildrechte: Lehrstuhl für Philosophie und Ethik der Umwelt der CAU zu Kiel

Prof. Dr. Konrad Ott ist Direktor des Institutes für Philosophie und Ethik der Umwelt an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Philosophische Schwerpunkte sind Diskursethik, Umweltethik, Gerechtigkeitstheorien, Nachhaltigkeit, ethische Aspekte des Klimawandels und normative Grundlagen der Umweltpolitik. In dem Essay “Zuwanderung und Moral” (Reclam 2016) bemüht sich Ott um begriffliche Klärung und die Explikation der unterschiedlichen normativen Voraussetzungen beider kontroverser Haltungen und will somit eine Diskussionsgrundlage schaffen. Ausgehend von der begrifflichen Grundunterscheidung zwischen einem “gesinnungsethischen” Kosmopolitismus und einem “verantwortungsethischen” Republikanismus entwickelt er eine Position, die man als einen völkerrechtlich erweiterten Republikanismus bezeichnen könnte. Dieser Position zufolge ist die Genfer Flüchtlingskonvention ein normativer Rahmen für nationalstaatliche Asyl- und Migrationspolitik. Nach Ott zählt es allerdings zu den unaufgebbaren Souveränitätsrechten staatlich verfasster Gemeinwesen, Inklusion und Exklusion auf menschenrechtlicher und rechtsstaatlicher Grundlage politisch zu regulieren. Diese Position bezieht Konrad Ott auch auf heikle politische Themen wie etwa Rückführungspolitiken.

In dieser Veranstaltung sollen zwei unvereinbar erscheinende Positionen bzw. Haltungen in der Frage um Flucht und Abschiebung einander gegenübergestellt und konstruktiv diskutiert werden. Sie will Licht und weiterführende Argumentation in ein politisch sehr aufgeheiztes und hochaktuelles, aber letztendlich tragisch unterdiskutiertes Thema bringen.

Moderation: Christian van den Kerckhoff, Geschäftsführer des Bonner Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e.V.


Datum: Freitag, 24. November 2017
Uhrzeit: 18:30-20:00
Ort: Großer Saal, Haus der Geschichte