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Vortrag “Religiöse Emanzipation und Islam”, Emel Zeynelabidin

Samstag, 23. November 2019, 12.45 – 14.15 Uhr, Seminarraum, 1. OG
Vortrag: Religiöse Emanzipation und Islam – Meine Entwicklung zur selbstbestimmten Frau in unserer Demokratie

Emanzipation ist ein natürlicher Individuationsprozess, der nach Selbsterkenntnis und Verbesserungen im eigenen Leben strebt. Die Realisierung dieses Lernprozesses setzt gesellschaftliche Rahmenbedingungen voraus, in der jeder Mensch als ein gleichwertiger und lernfähiger Bürger angesehen und behandelt wird.

Ich hätte meinen Veränderungsprozess niemals in einem Land wie Iran oder Saudi-Arabien mit ihren theokratischen Systemen leben können, die Kontrolle über Frauen im Namen von Religion sichern.

30 Jahre meines Lebens verbrachte ich in Deutschland als praktizierende Muslimin und trug auch das Kopftuch. Ich war in Berlin ehrenamtliches Vorbild in der islamischen Gemeinde, gründete den 1.Islamischen Kindergarten und die 1. Islamische Privatschule.

Die großen Schritte im Selbsterkennungsprozess brauchen viel Kraft und Mut. Mit der Liebe zu einem Mann begann mein Verwandlungsprozess, was mir als Kraftquelle half, den scharfen Wind, der mir entgegentrat auszuhalten und meine Schritte in die neue Freiheit zu ermöglichen.

Als Gläubige, die nicht mehr nur glauben, sondern verstehen wollte, was in meinem Inneren passierte, nahm ich mir allmählich auch die Freiheit, Neudefinitionen von meinen Rollen im religiösen Kollektiv und den religiösen Begriffen, die mein Leben geprägt haben vorzunehmen.

Warum noch viele andere muslimischen Frauen unsere gesellschaftlichen Möglichkeiten für ihre Selbsterkenntnisprozesse nicht nutzen, ist äußerst fraglich.

Umso wertvoller ist es, einen genauen Blick in den derzeitigen Zustand unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft zu werfen, um präventiv und sinnvoll zu nutzen, was vorhanden ist, und zu schützen und zu pflegen, was bedroht ist.

Emel Zeynelabidin Foto